Sascha Klupp: Wohneigentum als Luxusgut

Sascha Klupp: Wohneigentum als Luxusgut

Wohneigentum war schon immer ein kostbares Hab und Gut. Wie kostbar dieses tatsächlich in den letzten Jahren geworden ist, wird bei der genaueren Betrachtung der Wachstumszahlen für die letzten 10 Jahre mehr als deutlich. Anders als in den meisten anderen europäischen Ländern, war von einem wirtschaftlichen Einbruch 2008 bis 2010 in Deutschland kaum etwas zu spüren. Die Folge: eine Preissteigerung von knapp 21% für selbst genutzte Wohnfläche.

Deutsche akzeptieren immer höhere Kaufpreise für Wohneigentum

Der durchschnittliche Verkaufspreis europäischer Metropolen lag 2016 bei zwischen 3500 und 4000 Euro pro Quadratmeter. Entscheidend für die Entwicklung eines Kaufpreises ist auch immer die Bereitschaft der Immobilienkäufer, selbst einen geforderten Preis zu zahlen.

Während in Frankreich der akzeptierte Preis für Eigentumswohnungen von 2011 bis 2016 von 3102 Euro auf 3188 Euro pro Quadratmeter stieg, fiel das Niveau in den Niederlanden sogar von 2435 auf 2355 Euro.                                                                                                                                                                                „In Deutschland dagegen steigt der von Käufern akzeptierte Immobilienpreis unaufhörlich. Binnen fünf Jahren gab es hier einen Anstieg von 1861 Euro auf 3032 Euro pro Quadratmeter“, so Sascha Klupp.

Sascha Klupp, Immobilienexperte
Sascha Klupp, Immobilienexperte

Eine Trendwende ist nicht in Sicht

„Die Gründe für den rasanten Preisanstieg sind vielfältig“, erklärt Sascha Klupp. „Zum einen sind die höheren Baulandpreise mit verantwortlich. Diese sind auch auf den ständigen Bevölkerungszuwachs in den Städten zurückzuführen.“ In besonders wirtschaftsstarken Ballungsgebieten ist mit einer Trendwende bis mindestens 2021 nicht zu rechnen. Denn Deutschland hat fatalerweise versäumt rechtzeitig mit dem Neubau von Wohnungen zu beginnen. Frankreich dagegen zeigt wie es richtig geht. Dort wurden in den vergangenen 15 Jahren durchschnittlich 400.000 neue Wohnungen pro Jahr errichtet. Deutschland baute in genau dem gleichen Zeitraum lediglich 200.000 neue Wohnungen. Allein diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache und machen mehr als deutlich, wie viel in Deutschland noch geschehen muss.

Wohneigentumsquote wird in Zukunft noch weiter sinken

Der Anteil der Deutschen, die sich in Zukunft noch Eigentum leisten können, wird sich noch stärker verringern. Denn hinter der jetzigen Eigentumsquote stehen vor allem ältere Haushalte der 65- bis 74-Jährigen. Diese Altersgruppe weist eine Quote von 58,3 Prozent auf. Der Anteil der 30- bis unter 40-Jährigen mit einer selbst bewohnten eigenen Wohnung oder einem Haus beträgt nur noch rund 43 Prozent, in Großstädten liegt dieser sogar nur noch bei 27 Prozent. Damit ist der Wert für ganz Deutschland in den letzten zehn Jahren um rund zehn Prozent gesunken.

Eine Einführung des Bestellerprinzips beim Immobilienkauf könnte Käufer entlasten. Auch die Wiedereinführung der Kinder- und Eigenheim-Zulage wäre ein weiteres wirksames Instrument. Werden in Zukunft den Käufern jedoch keine neuen Anreize geboten, so bleibt Deutschland auch in Zukunft ein Land mit erzwungener Mietmentalität.